Ich bin ich

Ich bin ich. Ich suche mein Sein. Nicht das Streben und nicht das Haben. Ich sehe, wie weit bin ich mit schon 60 Jahren noch davon entfernt! Meilenweit und ich suche doch das Verschmelzen. 

Kann mir das Christentum hier eine Heimat geben? Muss ich die jahrelange Suche nach dem christlichen Gott, nach der Gottgleichheit von Jesus wieder aufgeben, weil da nicht die Nähe entsteht, die ich mir wünsche? Sollte ich wieder meine eigenen Wege gehen? Die Kirche hat mich noch nie angezogen, so schön es gewesen wäre. 

Sicherlich werde ich spirituell bleiben. Werde Kontakt zu meinem Gott halten. Schon Mutter hat ihn mir gezeigt und er hat mich fast mein ganzes Leben lang begleitet. Das ist nichts was man gerade mal so ablegt. 

Und was ist die Alternative? Die Menschenrechte? Ja, schön und gut. Man sagt, diese seien auch universell. Trotzdem finde ich den Zugang nicht. Ich bin zu fehlbar, charakterlich zu schwach, um den Menschenrechten bedingungslos zu folgen. Eine zu hohe Meßlatte für mich. Unerreichbar in Teilen. So beschränke ich mich auf meinen Gott, der mir meine Fehlbarkeit verzeiht. Ein liebender Gott. Sicherlich, das Böse ist in der Welt. Aber wie erklären? Warum lässt Gott es zu? Manchmal denke ich, wir sind zu Freiheit verdammt.

Ich denke, die Entscheidung ist gefallen. Zu ungern lese ich in der Bibel. Zu unwahrscheinlich sind mir die Wunder, die darin beschrieben werden. Vor allem die Auferstehung Jesu oder die Beschreibung des Paradieses, wie es nach dem Armageddon kommen soll. Mehr oder weniger Mythen, die durchaus ihre Aussagekraft haben, aber eben geschrieben von Menschen, die ihre Wünsche, eigene Vorstellungen und Interessen hatten. Und nicht zuletzt was die Kirche aus dem Glauben der Urchristen gemacht hat: Kreuzzüge, Inquisition, sexueller Missbrauch. Alles Gründe, um der Kirche endgültig den Rücken zu kehren. Eine Geschichte des Machtmissbrauchs und nichts mehr davon, was Jesus lehrte. Immerhin versuchte die Evangelische Kirche wieder etwas gut zu machen, aber letztendlich ist auch diese heute wie eine Firma, die auf finanzielle Gewinnoptimierung aus ist. Wenn ich alleine die Bischöfe anschaue, wie sie wie Heilige die Kirche betreten. Machtbewusst und abgehoben. So stelle ich mir ein Oberhaupt für die Menschen wie du und ich nicht vor.

Ich werde mir die Dinge heraussuchen, die ich spirituell als richtig ansehe. Auch etwas Anleihen beim Buddhismus machen und vielleicht sogar einwenig Geister- und Dämonenglaube einfließen lassen. Ich habe es aufgegeben meinen Glauben mit anderen Menschen zu teilen. Zu fremd und zu unerreichbar sind mir in dieser Hinsicht die Anderen, mit wenigen Ausnahmen.

So, mein lieber Gott. Das musste mal gesagt sein. Zu viele Frustrationen habe ich erlebt, um den christlichen Glauben zu finden. Mir soll es jetzt egal sein, ob ich ein Christ bin oder nicht. Ich bete zu dir und bitte dich um Verständnis und Gnade. Du weißt am besten, wer und wie ich bin - und ich denke, es ist ok so. Genug der Selbstzerfleischung. Ich bin, wie ich bin. Und es ist gut so. 

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